Ein Bouquet der Assoziationen: Vergnüglich philosophische Lesung mit Dr. Thomas Dahms

20. 10. 2024

20. Oktober 2024. Einen kurzweiligen Vormittag verlebten die Zuhörer am vergangenen Samstag auf den Goslarschen Höfen, als der promovierte Historiker und Kulturlandschaftsforscher Dr. Thomas Dahms unter anderem der Frage nachging: „Warum heißt der Stuhl 'Stuhl'?“. In einer knapp einstündigen Lesung nahm Dahms sein Publikum mit auf eine vergnüglich philosophische Reise durch die Sprachgeschichte und gab dabei auch immer wieder Kostproben aus seinem 2021 erschienenen gleichnamigen Buch.
 

Trotz eines kurzen Abstechers in die Indoeuropäistik erwartete die Zuhörerschaft kein trockener Vortrag über indogermanische Sprachwissenschaft. Vielmehr versetzte Dahms gleich zu Beginn sein Publikum ins Erstaunen, als er über Hoffmann von Fallersleben erzählte. Aus dessen Feder stammt nicht nur die spätere deutsche Nationalhymne, sondern auch so bekannte Kinderlieder wie „Alle Vögel sind schon da“, „Ein Männlein steht im Walde“ oder „Summ, summ, summ, Bienchen summ herum“. Dahms wies auf die Besonderheit hin, dass alle diese Lieder um 1830 in Hochdeutsch verfasst wurden – zu einer Zeit, in der man in deutschen Landen noch gar kein Hochdeutsch gesprochen, geschweige denn gesungen hat. Und er erläuterte weiter, dass etwa ein Drittel unseres Wortschatzes nicht aus der Indoeuropäistik stamme und Deutsch damit wohl die am stärksten gemischte Sprache sei. Bei seiner Recherche nach der Lebensphilosophie aus der Herkunft von Wörtern habe er somit auch „nur ein wenig die Decke angehoben“, so Dahms.
 

Und Thomas Dahms plauderte weiter aus dem Nähkästchen. So sei eigentlich der Kabarettist und Komiker Torsten Sträter die geistige Hebamme für sein aktuelles Buch gewesen. Sträter hatte bei einem seiner Auftritte sein Publikum gefragt, warum der Stuhl eigentlich „Stuhl“ heißt, war die Antwort aber schuldig geblieben. Das war für Dahms Ansporn, sich näher mit der Verwandtschaft der Sprachen und ausgewählter Wortbedeutungen zu befassen, Ähnlichkeiten zu suchen und einige verblüffende Ergebnisse in seinem Buch zu veröffentlichen.

 

Dahms' Begeisterung für Sprache, Wörter und Worte war deutlich zu spüren und er verwendete zurecht gerne den Begriff „Bouquet an Assoziationen“ bei seinen Ausführungen über die Bedeutung von Worten und deren Ähnlichkeiten über Ländergrenzen hinweg. Neben dem Stuhl widmete er sich in der Lesung unter anderem auch den Wörtern Auge, Küche, Weg, Mut und der Zahl Elf. Als er das Publikum fragte, was man mit dem Wort „Seele“ verbinde, herrschte erst eine kurze Ratlosigkeit. Aber schnell kam man zu der Erkenntnis, dass die Seele auch mit Kraft und Stärke gleichzusetzen sei und die Seele eine Art Kraftort ist. Mit diesem schönen Gedanken im Kopf hätte man dem Vortrag gerne noch etwas länger gelauscht.

 

 Lesung mit Dr. Thomas Dahms 

 

 

Bild zur Meldung: Dr. Thomas Dahms