Zehn Jahre Goslarsche Höfe – Zehn Jahre gelebte Inklusion
Wenn wir auf den Goslarschen Höfen im November 2024 unser zehnjähriges Jubiläum feiern, blicken wir nicht nur auf eine bewegte, sondern vor allem auf eine erfolgreiche Dekade zurück. Am Anfang hatten unsere Ideengeber und Mitbegründer noch Zweifel, ob ein Sozialkaufhaus mit gebrauchten Möbeln und Textilien, die vielleicht auch noch einen muffigen Geruch mit sich bringen, sich überhaupt etablieren kann. Dass diese Bedenken unbegründet waren, zeigt sich nun zum Jubiläum. Denn nur ein sorgsam ausgesuchtes Sortiment und ein hoher Qualitätsanspruch garantieren eine langjährige Erfolgsgeschichte. Neben dem Hof-Kaufhaus bieten wir mittlerweile ein breit gefächertes Portfolio vom Hof-Café, über eine eigene Kaffeerösterei, ein Repair-Angebot sowie ein umfangreiches Kultur- und Eventprogramm an. Dahinter stehen eine gute Idee, ein gutes Konzept, eine gute Umsetzung und – allem voran - ein gutes Team aus haupt- und ehrenamtlichen Helfern, die uns jeden Tag hilfreich unterstützen.
Miteinander statt nebeneinander
Am 27. November 2014 war es so weit: Die Goslarschen Höfe nahmen auf dem ehemaligen Gelände des Schlachthofs an der Okerstraße 32 in Goslar ihren Betrieb auf. Ein Ort der Begegnung sollte entstehen - für alle Alters-, Einkommens- und sozialen Schichten, an dem Menschen mit seelischer Verwundung eine neue berufliche Heimat finden. Und dies nicht in einer geschlossenen Einrichtung, sondern quasi in der Mitte der Gesellschaft.
Bundesweit ziemlich einzigartig ist wohl das Trägermodell. Die Goslarschen Höfe sind eine ökumenisch getragene gemeinnützige Gesellschaft. Die beiden Gesellschafter Caritas und Diakonische Beratungsdienste stehen gemeinsam und miteinander mit je 50 Prozent Eigentumsanteil hinter den Goslarschen Höfen.
Ebenfalls einzigartig in ihrer Form ist auch die Mission der Höfe, für Menschen mit und ohne Handicap eine Station auf dem Weg ins Arbeitsleben zu sein. Als Inklusionsbetrieb bieten die Höfe derzeit 18 versicherungspflichtige Arbeitsplätze an, davon immer mindestens 40 Prozent für Mitarbeiter mit eingetragener Schwerbehinderung. Unter dem Leitsatz „Niemand und nichts ist unbrauchbar“ ermöglichen die Höfe so Personen, die gehandicapt sind, Menschen mit seelischer Beeinträchtigung oder jenen, die aus der Langzeitarbeitslosigkeit kommen, den Einstieg in geregelte und bezahlte Arbeitsprozesse.
Schon während der Konzeptionsphase und somit seit der ersten Stunde ist ehrenamtliches Engagement ein fester und nicht wegzudenkender Bestandteil der Höfe. Die Begeisterung für das Konzept des Integrationsbetriebs zeigt sich schon dadurch, dass mittlerweile über 100 freiwillige Helferinnen und Helfer mit kreativen Ideen und zupackenden Händen auf den Höfen tätig sind. So verstehen sich die Höfe auch als ein Ort der Begegnung und der Entwicklung inklusiven Lebens. Und das wird im Miteinander der Angestellten, der Ehrenamtlichen mit ihrem sozialen Engagement und der Besucher und Kunden im gemeinsamen Arbeiten, in Begegnungen, Gesprächen und beim Feiern konkret gelebt.
Andreas Pleyer, einer der beiden Geschäftsführer der Höfe und in Personalunion Geschäftsführer der Caritas Goslar betont deshalb: „Zehn Jahre Goslarsche Höfe – das bedeutet auch, dass die Höfe aus dem sozialen und kulturellen Leben in Goslar und Umgebung nicht mehr wegzudenken sind. Dass wir so weit gekommen sind und so viel erreicht haben, ist insbesondere auch der Verdienst unserer zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Dafür möchten wir speziell im Jubiläumsjahr ein großes Dankeschön sagen.“
Andreas Pleyer
Geschäftsführer der Höfe und in Personalunion Geschäftsführer der Caritas
"Dass wir so weit gekommen sind und so viel erreicht haben, ist insbesondere auch der Verdienst unserer zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Dafür möchten wir speziell im Jubiläumsjahr ein großes Dankeschön sagen.“
Stefan Voigt, zweiter Geschäftsführer der Höfe und in Personalunion Geschäftsführer der Diakonischen Dienste Goslar, ergänzt: „Das Prinzip der ökumenischen Trägerschaft, ein Ort der Begegnung und der Entwicklung inklusiven Lebens zu sein und das hohe Engagement so vieler Ehrenamtlicher ist in der Form einzigartig. Wir sind stolz darauf, dass wir bei den Menschen in der Region wirklich als ein Leuchtturmprojekt wahrgenommen werden. Es bestärkt uns in unserem Engagement, dass das Thema Inklusion in unserer Gesellschaft noch präsenter und erlebbarer wird.“
Stefan Voigt
Zweiter Geschäftsführer der Höfe und in Personalunion Geschäftsführer der Diakonischen Dienste Goslar
"Das Prinzip der ökumenischen Trägerschaft, ein Ort der Begegnung und der Entwicklung inklusiven Lebens zu sein und das hohe Engagement so vieler Ehrenamtlicher ist in der Form einzigartig."
Und der Gedanke des Ortes der Begegnung und der Inklusion ist auch in unserem hofeigenen Café spürbar. Neben dem Angebot von selbstgebackenem Kuchen und dem Ausschank und Verkauf verschiedener Kaffeesorten aus eigener Rösterei ist das Café auch Bühne für Kunst und Kultur. Kunstschaffende haben die Gelegenheit, unabhängig von ihrem Status und ihrer Beeinträchtigung sich künstlerisch entfalten und einem breiten Publikum ihre bildende Kunst darstellen zu können.
Neben unbekannten Kunstschaffenden sind es mittlerweile auch immer wieder namhafte Künstler aus der Region, die ihre Werke im Rahmen einer Ausstellung im Hof-Café präsentieren. Darüber hinaus finden im Hof-Café regelmäßig Veranstaltungen statt wie Konzerte mit internationalen Künstlern, Kabarett mit Vertretern der neuen Komiker-Generation, Lesungen mit und ohne Musik sowie Vorträge zu verschiedenen Themen.
Den Nachhaltigkeitsgedanken im Blick
„Der schonende Umgang mit Ressourcen ist auf den Goslarschen Höfen selbstverständlich“: Diese Kernaussage gehört ebenfalls zur Mission der Höfe und spiegelt sich nicht nur im Gebrauchtwarenkaufhaus wider. Um der allgemeinen Wegwerfmentalität entgegenzuwirken, werden hier gespendete Artikel von Möbeln und Elektrogeräten über Geschirr und Haushaltswaren bis zu Textilien, Schuhen, Büchern und Spielwaren entgegengenommen und zu günstigen Preisen zum Wiederverkauf angeboten. Das Sortiment wird ergänzt durch eine kleine Auswahl an Lebens- und Genussmitteln aus handwerklicher Produktion von lokalen und regionalen Anbietern. Denn regionale Produkte bedeuten kurze Transportwege und damit eine bessere Öko-Bilanz.
Abgerundet wird unser nachhaltiges Portfolio durch die handwerkliche Hof-Hilfe (Bild rechts), eine Art Repair-Café mit dem Ziel, defekte Geräte und kaputte Gegenstände zu reparieren und Dingen, die scheinbar schon ausgedient haben, ein zweites Leben zu geben, bevor sie voreilig in den Müll wandern.
Auch nach zehn Jahren gehen uns auf den Höfen die Ideen nicht aus. Als eines der nächsten Vorhaben steht unter anderem die Integration eines Webshops in den Internetauftritt zum Online-Vertrieb der hofeigenen Röstereiprodukte auf dem Plan. Darüber hinaus ist der weitere Ausbau des Hof-Forums geplant zum multimedialen Funktions- und Veranstaltungsraum für Tagungen und Seminare. Und gerade Letzteres unterstreicht noch einmal den Anspruch unseres Integrationsbetriebs: Die Höfe sind in jedem Sinne ein Ort der Begegnung.